Babilonia

Taormina 2.10. – 16.10.2010

 

2 Wochen Corso Standard 390,00 €

 

Einschreibgebühr 50,00 €

 

Unterkunft im Einzelapartment 490,00 €

 

 

 

Anreise: Ich bin mit Air Berlin geflogen und hatte keinen Transfer vom/zum Flughafen Catania in Anspruch genommen. Da ich mein Rad mitgenommen hatte und ließ sich die Strecke mit Rad/Zug und etwas Muskelkraft bewältigen. Die Mehrzahl der Sprachschüler fährt dagegen mit dem Bus, der Taormina direkt an den Flughafen anbindet. Ansonsten gibt es noch sehr teure Taxis.

 

Die Schule hat gehobenes Niveau. Sie ist neu und hat ein sehr schönes und großes Anwesen. Sie ist gut ausgestattet und Montag bis Freitag ganztägig bis spät in die Nacht geöffnet. Sie wird gut geführt und die Leute sind im Großen und Ganzen unkompliziert.

 

 

 

Im Einzelnen: Babilonia liegt im Zentrum von Taormina. Es handelt sich dabei um ein wirklich großes, schönes Anwesen. Alessandro, der Direktor, hat ein altes klosterähnliches Gebäude umgebaut. An einem langen Gang zum großen Garten hin offen liegen die einzelnen Klassenzimmer. Neu angebaut ist eine Cafeteria mit 4 Internetplätzen (kostenlos, zudem WLan möglich) und eine größere Aula. Alles ist sehr modern und zweckmäßig eingerichtet und innerhalb der alten Klostermauer auch ruhig gelegen.

 

 

 

In der Schule ist eigentlich immer etwas los. Sie bietet ihren Schülern ein umfangreiches Angebot. Das Büro ist bis 17 Uhr besetzt. Einzelne Lehrer sind bis abends da. Nachmittags finden die Einzelstunden statt. Viele jüngere Schülerinnen hängen wegen Internet den ganzen Mittag dort herum oder man trifft sich eben dort. Die Cafeteria ist eine preisgünstige Alternative zum hoffnungslos überteuerten Taormina. Mittags wird ein einfaches Nudelgericht (5 €) oder ein gemischter Salat (4 €) angeboten – alles zu fairen Preisen, aber geschmacklich nicht besonders verlockend.

 

Das Rahmenprogramm findet ebenfalls zum größten Teil in der Schule statt. Film, Spiel-Abende, auch mal ein Vortrag… mich hat das nicht besonders gereizt, deswegen bin ich meist nur auf einen Caffe nach der Radtour vorbei gekommen. Das sonstige Freizeitprogramm ist unspektakulär: Stadtführung, kleine Wanderung, am Wochenende ein größerer Ausflug, der von einem lokalen Reiseveranstalter organisiert wird (kam während meiner Zeit mangels Interesse nicht zustande).

 

Man wird gut in die Schule eingeführt. Am ersten Vormittag wird schnell das Wichtigste in Italienisch und Englisch vermittelt. Abends dann erklärt Alessandro ausführlich die besonderen Lebensweisen der Sizilianer, die Zuständigkeiten an der Schule und seine Philosophie, wie einfach doch das Lernen von Sprachen ist.

 

 

 

Die Schule ist groß. Es waren fast alle Klassenstufen vertreten (4 bis 8 Leute pro Kurs) und sie ist international (allerdings schweizlastig). Im Fortgeschrittenen Bereich wird es knapper. Es gab nur eine Klasse, in der wir in der ersten Wochen 3 bzw. 5 waren. In der zweiten verfolgte mich in der Grammatik leider wieder einmal das Thema Einzelunterricht, im zweiten Teil waren wir zu viert.

 

Ein eklatanter Schwachpunkt ist die fehlerhafte Einstufung vieler Schüler durch die Oberlehrerin Anita. La maestra wertet am ersten Tag den Einstufungstest aus und lädt zum test orale. Ersteres ist der übliche langwierige Grammatiktest, letzteres beschränkte sich bei mir auf 2 Minuten Palaver. Das führt zu abstrusen Klassenzusammensetzungen. O.k. ein Bisschen Süditalien darf ja sein. Positiv muss man festhalten, dass alle, die sich beschwert haben, auch wunschgemäß versetzt wurden. Man muss nur zum gutmütigen Direttore gehen.

 

 

 

Konkret beginnt der Unterricht um 9.30 Uhr. Die ersten beiden Schulstunden bis 11.20 heißen nicht Grammatik sondern analisi della lingua, sind aber nicht wirklich etwas anderes. Der Unterricht ist anspruchsvoll bis zu anspruchsvoll. Was ich so aus den unteren Semestern mitbekommen habe, war es für viele zu viel und zu schnell. Mir erging es teilweise auch so. Die präsentierten Texte waren zu hochgestochen, wenn es nicht um den schon x-mal durchgekauten Congiuntivo ging, erschloss es sich mir nicht, was ich da hätte lernen sollen. Ich fand es ein Bisschen planlos, aber dafür war es sehr abwechslungsreich.

 

 

 

Es folgen 20 min Pause und die Konversation beginnt, die meist sehr lebendig gemacht ist. Wechselnde Themen, wechselnde Unterrichtsformen. Großes Lob! Es findet tatsächlich Konversation unter den Schülern statt und man wird nicht wie so oft von der Lehrerin beschallt. 13.20 Mittagessen. Die Lehrer/innen wechseln jede Woche und zwischen den beiden Blöcken. Man hat also bei 2 Wochen Kurs 4 verschiedene Lehrer, was ich sehr gut fand.

 

 

 

Kann ich Babilonia nun uneingeschränkt empfehlen? Nicht wirklich, denn die Schule liegt in der Touristenhochburg Siziliens schlechthin. Ich fand die Heerscharen an Tagesbesuchergruppen und nächtlichen Ausgängern schon im Oktober unerträglich. Wie mag das erst von Mai bis September sein? Taormina ist überlaufen, sehr teuer und unnatürlich herausgeputzt. Das ganze Städtchen besteht nur noch aus Hotels, Restaurants und der Infrastruktur, um die massiven Verkehrsströme bewältigen zu können. Außer seiner bestechenden Lage hat es nichts (mehr), das es für mich als Italienliebhaber reizvoll machen würde. Es liegt traumhaft 200 Meter hoch auf einem Sporn über zwei Meeresbuchten, die aber nur von oben wirklich schön sind. Unten trifft man auf zugestellte Strände, verbaute Natur und ein fast durchgängiges Siedlungsband.

 

 

 

Und sonst? Tja, ansonsten hat mich mein jahrelanges Wetterglück verlassen. Statt schöner Spätsommertage hatte ich in der ersten Woche drückendes, schwül warmes Wetter, hohe Temperaturen, wenig Sonne und nachfolgend wüstes Wetter mit viel Regen, Gewitter, heftigem Wind, wie ich es noch in keinem Italienurlaub erlebt habe. So musste ich alle meine sorgfältig geplanten Radtouren zum Etna absagen. Ohnehin zeigte sich der Mongibello ab 500 Meter aufwärts meist in Wolken gehüllt. Stattdessen war ich in den Monti Peloritani unterwegs, durch kleine Bergdörfer auf ruhigen Straßen mit herrlich reifen Feigen und Kaki am Wegesrand – das ist wirklich eine schöne Ecke. Auch die Auffahrt vom Meer übers Kap hoch nach Taormina und dann weiter nach Castelmola (15 km, 500 Hm) ist sehr reizvoll. Ich bin diese kurven- und aussichtsreiche Strecke zwischen herrschaftlichen Villen und alten Hotels und ihren Gärten immer mit Blick aufs Meer jeden Tag mit großem Genuss gefahren.

 

Das Wetter war dann in der zweiten Woche so übel, dass ich froh war, den Rückflug 2 Tage vorziehen zu können.

 

 

 

Selbstkritische Nachgedanken: Wenn ich meine eigenen Berichte der vergangenen Jahre mal wieder so lese, denke ich, dass diese Art von Sprachurlaub für Leute wie mich, die die Sprache eigentlich können und selbst Ansprüche an die Schule formulieren, vielleicht nicht mehr das Richtige ist. Vielleicht sollte ich 2011 etwas ganz anderes machen!

 

 

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