Nördliches Latium und südliche Toskana 3.-11.6.2008

Streckenbeschreibungen, Tipps und Kommentierung

Diese Seite enthält wie gewohnt spezielle Infos, die ich für Gleichgesinnte aufgeschrieben habe, die eine Radtour in diesen weniger bekannten Regionen ins Auge fassen. Die Anreise war wie gehabt. Wir sind mit dem Nachtzug von München nach Rom gefahren und wollten eigentlich von dort aus starten, was uns der anhaltende, heftige Regen in der ewigen Stadt vermasselt hat. Auch sonst hat das Wetter diese Tour massiv gegenüber unserer Planung verändert.

Andiamo !

Da mir Pixum im vergangenen Jahr 2 Alben vergangener Touren unwiederbringlich gelöscht hat, habe ich die wichtigsten Fotos den Textteilen dieser Seite etwas verkleinert zugeordnet. Alle Bilder der Tour gibt es in hochauflösender Form in einem separatem Album (aber bei Picasa!).

äußere Rahmenbedingungen:

"Instabilità, maltempo". Das lasen wir jeden Tag in der Zeitung. Es bedeutet: Tiefdruck, Regen, Schauer und Gewitter. Jeden Tag am Mittag oder in den Abendstunden gab es teils heftige Gewitter, denen wir ausweichen mussten. Dazwischen dann wieder einen Tag sehr schönes Wetter, 20 bis 24 Grad. Alles andere also als ideale Bedingungen für eine Radtour. Trotzdem hatten wir oft Glück, sind nur zweimal so richtig nass geworden, mussten aber oft längere Regenpausen in Bars aussitzen. Das ist zwar nicht ganz gegen unser Naturell, aber auf die Dauer doch nervig. Insgesamt kamen wir so auf nur 470 Km in 10 Fahrtagen. Wir wären gerne mehr und länger gefahren.

Hier die Übersicht über die gefahrene Strecke:

Ladispoli - Ceri - Bracciano

40 km, 517 Hm

Ankunft mit dem Nachtzug in Rom. Bei Dauerregen konnten wir nicht wie geplant in Rom starten. Wir sind stattdessen in den Regionalzug an die Küste nach Ladispoli gestiegen, in der Hoffnung, dass dort alles anders sei. Anders war es dort dann auch, aber nicht wirklich besser (Nieselregen) und wir mussten nochmals eine Stunde warten, bis der Regen aufhörte. Dann sind wir bei starker Bewölkung und gelegentlichem Nieseln los in Richtung Bracciano. Die Tour ist zum Nachfahren nicht zu empfehlen, aber sie war unumgänglich. Auch Bracciano muss man nicht unbedingt gesehen haben. Der See dagegen ist recht nett. Das Gebiet ist wegen der Nähe zu Rom noch recht verkehrsreich.

Unterkunft: Alfredo Hotel, nicht zu empfehlen, 3 km außerhalb direkt am See, 95 €, überteuert, Blick auf den See, großes Zimmer, Räder in Tiefgarage, alle anderen Hotels waren überraschenderweise ausgebucht.

 Bracciano - Trevignano - Sutri - Ronciglione - Lago di Vico - S. Martino - Viterbo

56 km, 914 Hm

Heute Beltempo. Auf schöner, mäßig befahrener Strecke fahren wir am Lago di Bracciano nach Norden in das hübsche Trevignano (Hätten wir nur dort übernachtet!). Frühstück auf dem in den See ragenden Steg - sehr stimmungsvoll. Dann geht es Richtung Sutri über die Monti Sabatini. Angenehme Steigung bis auf 450 Hm, ruhige Straße (SP 90), schöne kurvenreiche Abfahrt durch Haselnussplantagen. Vor Sutri wartet für 2 km die stark befahrene SS 2. Kurz vor der Einfahrt ins Zentrum ist links das römische Amphitheater einen Blick wert. Oben Centro des Städtchen finden wir eine sehenswerten Piazza, die uns nochmals wiedersehen wird! Man verlässt Sutri Richtung Norden, es geht auf der SP 83 ruhig und etwas wellig bis vor Ronciglione, wo der unschöne Streckenteil beginnt.

Wir hatten uns entschlossen, nicht die Umgehungsstraße zu nehmen, sondern durch die Innenstadt Richtung Lago di Vico - Punta del Lago zu fahren. Das war vielleicht ein Fehler, denn es geht im starken Autoverkehr durch das am Hang liegende Ronciglione bergauf. Mehrere Kilometer Lärm und Gestank bei heftiger Steigung, besonders unangenehm ist die SP 1 nach dem Ortausgang. Nach weiteren 2-3 km Anstieg kann man links auf die SP 39 abbiegen. Der Verkehr wird weniger, ist aber immer noch zu viel. Leider stellt sich die erwartet schöne Strecke am Lago nicht ein. Denn der Lago di Vico ist komplett bewaldet und fast überall uneinsehbar. Die Stellen mit Zugang zum See sind mit Villen reicher Römer bebaut, insgesamt ein wenig lohnenswertes Ziel für uns Radfahrer. Wir finden einen öffentlichen Rastplatz mit Bar, picknicken unsere unterwegs erstandenen Panini, nehmen noch schnell eine Cafe und fahren am westlichen Ufer weiter Richtung San Martino al Cimino. War die Seeumrundung bislang relativ eben, so geht es nach weiteren 5 km (SP 39) knackig (bis zu 11 %) im Wald bergauf. Der unter uns liegende See lässt sich nur erahnen. Hat man den Kamm der Monti Cimini überschritten, entschädigt einem die freie Abfahrt auf der SP 81 hinunter nach San Martino für vieles: Ginsterbestandene, kurvige Straße mit weitem Blick Richtung Norden bis nach Montefiascone... und schlussendlich ein schönes Städtchen. Auch die Weiterfahrt nach Viterbo (SP 9) ist o.k. Wir fahren von unserem Navi sicher dirigiert über die Porta Romana auf Nebenstraßen in die Altstadt ein. Eine überraschend sehenswerte Provinzhauptstadt erwartet uns.

Unterkunft: Venezia, eine einzige Katastrophe, 70 €, schmuddelig, m.E. kurz vor dem Bankrott

Viterbo - Tuscania - Tarquinia

68 km, 520 Hm

Viterbo verlässt man am besten über die Via Faul und nimmt am ersten großen Kreisverkehr die erste Abfahrt, um dann gleich wieder rechts in die Strada Signoro einzubiegen. Hat man dieses Sträßlein gefunden, darf man sich auf 15 km Traumstrecke durch die flacher werdende Tuscia Richtung Meer freuen. Zunächst fährt man durch eine abenteuerlich in das Tuffgestein gehauene Straße ohne jede Belästigung stadtauswärts und hält sich immer geradeaus. Die Beschilderung ist mal Castel d'Asso, mal Tuscania. Der Blick wird weiter und man rollt zwischen farbenprächtigen Felder in die Weite des ehemaligen Etruskerlandes. Die Straße nennt sich jetzt SP 15. Nach 15 Km biegt man rechts in die SP 11 nach Tuscania ein. Die nachfolgenden 15 Km sind geringfügig verkehrsreicher, aber deutlich anstrengender als zuvor. Gilt es doch auf dem Weg nach Tuscania 3 Flüsschen zu queren, die nicht hoch überbrückt sind. Zudem geht es zum Schluss auf der stark befahrenen SP 2 ns Centro von Tuscania hoch, wo einem die autofreie, sehenswerte Altstadt schon erwartet. Wichtig: auf der beschriebenen Strecke gibt es zwischen Viterbo und Tuscania keine Ansiedlung und somit keine Verpflegungsmöglichkeiten.

Wir müssen in Tuscania erst mal ein Gewitter aussitzen, danach reißt der Himmel wieder auf und wir beschließen, der Sonne entgegen an die Küste zu fahren.

Ab Tuscania wird es ätzend. Man muss die ersten 4 Km stadtauswärts Richtung Tarquinia auf der stark befahrenen SP 3 irgendwie überleben, dann geht es rechts ab Richtung Montalto auf die ruhigere SP 4. Nochmals 8 Km später kann man links auf die gänzlich unbefahrene SP 104 nach Tarquinia abbiegen und das Wort traumhaft gewinnt wieder an Bedeutung. Teils durch Wald, überwiegend aber durch die Maremma typischen Felder geht es in leichtem Auf und Ab schon mit Meerblick nach Tarquinia, das einem zum Schluss nochmals 150 Hm abverlangt.

Unterkunft: Hotel San Marco, Piazza Cavour 10, 65 €, ordentliche, sehr zentral gelegene Unterkunft, unkomplizierte Leute, Räder in Nebenraum des Ristorante.

Tarquinia - Montalto - Vulci - Pescia - Ansedonia - Orbetello

80 km, 200 Hm

Das von der Küste gut sichtbare, anhaltend schlechte Wetter im Landesinnern zwingt uns zu einer nicht geplanten Flachlandetappe an der Küste entlang nach Norden. Den Preis, den wir für das schönere Wetter bezahlen, ist streckenweise starker Autoverkehr bzw. üble Straßenverhältnisse.

Von Tarquinia geht es den Berg runter über die Stazione auf die parallel zur Bahnlinie verlaufende SP 45, ein schmuckloses Sträßchen in Meeresnähe aber ohne Meerblick. Nach Riva di Tarquinia muss man für 3 km auf die Autobahnähnliche Via Aurelia, die mit Flüsterasphalt und breitem Standstreifen ausgestattet ein geringerer Greuel ist als die SP 2 am Tag zuvor. Man fährt ins schmucklose Montalto ein, bis dahin alles nur Schlechtwetterumfahrung, im Inland sieht's düster aus. Von Montalto kann man in einem Bogen Richtung Vulci die Küste verlassen und die dahinter liegende Maremma wird landschaftlich etwas ansprechender, geringer Verkehr.

Beim Abzweig zur Ausgrabungsstätte wird uns unser gutes Italienisch zum Verhängnis, denn die eingeholte Auskunft bei Einheimischen lässt uns auf eine hochgelobte Strada bianca abbiegen, die sich nach wenigen Hundert Metern als Erdstraße entpuppt. Wir fahren nach nochmaliger Konsultation eines Bauern weiter und mühen uns 10 km über Stock und Stein. Übel sind vor allem 2 Bachquerungen mit Wasserkontakt. Sonst sind Bachbette ja ausgetrocknet, aber in diesem Jahr sind sie gut gefüllt. Danach geht die Straße in schlechten Schotter über und nach etlichen Verwünschungen erreichen wir vor Pescia Romana wieder festen Boden unter den Rädern.

Man hält sich Richtung Chiarone Scalo, überquert vor dem Bahnhof die Gleise und trifft auf die schmale nach Norden führende SP 68, die zu Recht Strada Litoranea (Küstenstraße) betitelt wird. Nur fährt man nicht am Meer sondern am Naturschutzgebiet des Lago di Burano entlang. Es erwarten einem ruhige 14 km bis Ansedonia. Naturnah, durch eine unbeschreibliche Blütenpracht, immer wieder queren Wasservögel den Weg - herrlich. Man kommt nach Ansedonia und muss sich zwischen der Via Aurelia und der Fahrt durch den Ort entscheiden. Wir entscheiden uns für Ansedonia, eine unschöne Villenansammlung ohne erkennbaren Kern, die auf einem Felsvorsprung liegt, den wir etwas unterschätzen. Also plagen wir uns die Ortsdurchfahrt hinauf und durch viele Wohnwege und Richtung Orbetello wieder hinunter.

Der Vorteil ist, dass wir kurz vor erneuter Querung der Gleise unverhofft auf einen beschilderten Radweg treffen, der zwischen Lagune und Bahngleisen zum Zubringer nach Orbetello führt. Klasse! Die restlichen 3 km auf dem vielbefahrenen Zubringer zur Lagunenstadt packen wir auch noch, bevor sich der Himmel am späten Nachmittag auch über dem Monte Argentario zuzieht und Regen einsetzt. Immerhin hat uns diese Küstentour einen wettermäßig recht guten Tag ermöglicht.

Unterkunft: Pensione Verde Luna, Via Banti 1, Orbetello, ganz zentral, große helle Zimmer, netter Service, 75 €, sehr empfehlenswert, Räder in abgeschlossenen Hof.

Die für den kommenden Tag geplante Umrundung oder Durchquerung des Monte Argentario fällt dem Wetter zum Opfer. Als wir nach dem morgendlichen Marktbesuch bei strahlendem Sonnenschein, die Räder satteln wollten, tat sich untenstehender Anblick auf. 1/2 Stunde später fing es an zu regnen und zu gewittern und wir hatten einen ungeplanten Ruhetag in einem erträglichen Touri-Städtchen mit entschieden zu vielen Mücken.

Am Tag darauf waren wir nahe dran, die Tour abzubrechen. Jeden Tag die Sorge um das instabile Wetter, miese Vorhersagen für das Binnenland, wo wir ja eigentlich hin wollten und jetzt sogar noch Regen an der Küste :-(

Der nächste Tag sollte die Entscheidung bringen. Entweder wir können endlich weiter in die Südtoskana nach Pitigliano oder es regnet, dann geht es per Zug zurück nach Rom und widerwillig nachhause.

 

Orbetello - Staz. di Capalbio - Carige - la Sgrilla - Manciano

59 km, 623 Hm

Der Tag brachte alles andere als Klarheit. Als Optimisten starten wir bei bewölktem Himmel an der Küste und schon dunkleren Vorboten im Inland. Zunächst geht es auf demselben Weg zurück, auf dem wir gestern gekommen sind, bis zum Ende des Radweges vor Ansedonia. Dann wechseln wir auf die Aurelia (Sonntag morgens fast kein Verkehr) und biegen nach 2 km links auf die SP 93 Richtung Capalbio. Dunkle Wolken rücken näher, wir biegen vorsichtshalber wieder zur Küste nach Stazione di Capalbio ab und schauen nach einem passenden Zug nach Rom. Der fährt erst in 2 Stunden und das rettet den Fortgang der Tour. Ein Gewitter zieht auf, wir sitzen fast 1 1/2 Stunden in der Trattoria am Bahnhof, es regnet kräftig und danach sieht es so aus als könnten wir trockenen Fußes weiter. Wir fahren über Borgo Carige auf die SP 75, die unter normalen Umständen das Prädikat anstrengende, aber wunderschöne Hügelstrecke in typischer Toskana-Landschaft verdient - zum Nachfahren sehr empfehlenswert. Wir aber heizen 30 km mit zunehmender Sorge wegen des schon wieder hörbaren Donnergrollens um uns herum nach la Sgrilla, dem letzten Unterschlupf an der Einmündung in die SR 74 nach Manciano. Man sieht Manciano schon in der Ferne in schöner Hügellage, aber wir müssen zunächst in der Bar bleiben, da nach dem ersten Cappuccino das schwerste Unwetter über uns hereinbricht, das ich seit langem erlebt habe. Motorräder, Autos, kleine Lkws... alles hält an, da die Straße von braunem Regenwasser regelrecht geflutet wird. Das Gewitter zieht erst nach mehr als einer Stunde ab, der Regen wird schwächer, aber hört nicht auf. Da es schon Nachmittag ist und wir die Strecke nach Manciano (Hügellage, 450 Hm) kennen, werfen wir uns unter den bewundernden Blicken der einheimischen Barbesucher in Schale und begeben uns auf die erste Regenfahrt der Tour. 10 km im Regen bergauf, zwar nicht schön, aber unvergesslich.

Manciano habe ich von unserer Tour von vor 10 Jahren noch in guter Erinnerung. Daher finden wir, mehr von innen als von außen durchnässt, schnell das Hotel Rossi, wo wir schon seinerzeit abgestiegen sind. Alles ist noch wie früher, sogar der etwas mürrische Besitzer ist derselbe geblieben, der sich wieder nicht herumkriegen lässt, die Räder im Haus unterzustellen. Nur wir sind gelassener geworden: Hauptsache eine warme Dusche und trockene Klamotten.

Es regnet noch den ganzen Abend und auch in der Nacht. Wir sind beim Abendessen in der besten Trattoria der Tour ziemlich sicher, dass es das nun war.

Aber am nächsten Morgen sollte wieder alles anders kommen.

Unterkunft: Hotel Rossi 67 €, große, moderne Zimmer, gute Ausstattung, Räder etwas verborgen hinter der Hecke neben dem Haus

Tipp: Trattoria Da Paolino, Via Marsala 41, +390564629388, Montag Ruhetag

Manciano - Pitigliano - Sorano - Sovana - Pitigliano

49 km, 723 Hm

Zum Frühstück blauer Himmel, strahlender Sonnenschein! Wir können es kaum glauben, aber der schönste Tag des Urlaubs steht uns bevor. Kurz vor 8 sitzen wir schon al Bar zum italienischen Frühstück (gefülltes Hörnchen und Cappuccino). Dann geht es los in die hinreißende Tuff-Landschaft der Südtoscana, dem eigentlichen Ziel der Reise - und zwar den ganzen Tag.

Manciano verlassen wir Richtung Osten und fahren in einer Stunde die SR 74 bis vor Pitigliano. Wenig Verkehr, relativ wenig Auf und Ab. Die unter der Sonne dampfende Landschaft gibt eine unglaubliche Kulisse ab. Unter normalen Umständen wären wir die uns von unseren Toskanatouren gut bekannte, landschaftliche reizvollere, aber auch anstrengendere Strecke Montemarano - Saturnia - Catabbio - Sovana - Pitigliano gefahren (siehe frühere Toskanatouren). Aber heute wollen wir schnell nach Pitigliano, um von dort aus eine weitere Runde durch das Tuffgebiet drehen zu können. Trotzdem geht nicht alles so schnell, denn nach der kleinen Chiesetta Madonna delle Grazie müssen wir erst einmal 30 min Fotografierpause einlegen. Pitigliano ist von der gegenüberliegenden Anhöhe atemberaubend. Wir können uns kaum satt sehen.

Dann geht es runter, runter, runter in das tief eingeschnittene Tal des kleinen Baches vor der Stadt, der sich 200 m tief in den weichen Tuff eingegraben hat und gleich auf der anderen Seite in Serpentinen wieder hoch. Jetzt, wo man nahe dran ist, erkennt man noch detaillierter die atemberaubende Architektur, mit der die einzelnen Häuser auf, an oder in den Fels gebaut sind, so dass man darüber die Anstrengung der Auffahrt fast vergisst. Oben wartet ein bezauberndes Städtchen, an dem der Tourismus noch nicht geleckt hat. Wir suchen uns schnell eine Bleibe, laden das Gepäck ab, hängen noch ein paar Sachen vom Vortag auf und zischen weiter.

Wir wollen das Dreieck Pitigliano - Sorano - Sovana - Pitigliano abfahren, was sich landschaftlich wie städtebaulich als Hochgenuss erweist. Zwar geht es dreimal vor bzw. nach den Städtchen in die Schluchten hinunter und wieder hinauf, aber das zählt heute nicht. Diese Runde ist ein absolutes Muss für jeden Toscanaliebhaber.

In dem Fall sagen Bilder mehr als 1.000 Worte - oder? Für dieses Gebiet sollte man sich noch mehr Zeit nehmen. Wir kommen jedenfalls erst am späten Nachmittag wieder zurück, genießen noch das quirlige Leben in der kleinen Altstadt von Pitigliano (3 parallele Gassen) und gehen vorzüglich Essen. Leider ganz alleine, denn an diesem Abend verliert Italien in der EM Vorrunde gegen Holland 0:3. Die letzten Minuten der 2. Halbzeit habe ich zusammen mit den Italienern in der Bar angeschaut, was diesem ohnehin schon sensationellen Tag noch die Krone aufgesetzt hat.

Unterkunft: Il tufo rosa, Piazza Petrucioli 97, 62 €, kleine, saubere Zimmer allerdings zur Hauptstraße hin, unproblematischer Besitzer, der unsere Räder abends in den Laden stellt.

Tipp: Trattoria Il tufo allegro, Vicolo della costituzione 1, +390564616192, Dienstag Ruhetag, feine Küche, reservieren, wenige Tische!

 

Pitigliano - Bolsena

36 km, 390 Hm

Unnötig zu sagen, dass wir auch die heutige Tour wieder ganz anders geplant hatten. Aber das... ja genau das Wetter hat wieder nicht mitgespielt. In Pitigliano noch bei schönstem Wetter los haben wir die SR 74 weiter Richtung Bolsena genommen. Der Verkehr nimmt leider zu, die Strecke zieht sich und hat einige zähe Anstiege. Man sieht lange nicht viel vom Lago, denn man muss über den Kraterrand von immerhin 600 Hm plagen. Vor Gradoli erreicht man ihn dann endlich und genießt den großartigen Blick über den kreisrunden See, den schönsten der drei Kraterseen. Es folgt eine rauschende Abfahrt immer wieder angereichert durch schöne Seeblicke. Unten hat man bei Borghetto die Möglichkeit an eines der Seebäder abzubiegen, was wir auch gleich gemacht haben. Der Lago di Bolsena ist tief und hat deshalb sehr sauberes, kühles Wasser, so dass Baden ein Vergnügen ist.

Nach der Badepause geht es weiter nach Bolsena, wo wir wie tags zuvor das Gepäck lassen wollen, um nachmittags noch einen Trip nach Bagnoregio zu machen. Das können wir jedoch vergessen, denn kaum haben wir das Zimmer bezogen, zieht sich der Himmel zu und es beginnt zu tröpfeln und zu donnern. Das zermürbt langsam aber sicher sogar uns. Also bleiben wir den Nachmittag im Städtchen, das wir ja von unserer Abruzzentour 2005 gut kennen. Abends ist der Spuk dann wieder vorbei und die Sonne geht über dem beschaulichen See malerisch unter.

Unterkunft: Pensione Italia, Unterkunft für Hardcore Italien Freaks, altmodisches Zimmer, separates Bad, in tollem Palazzo mit allem was man auch sonst brauchen würde, 41,32 € (= 80.000 Lire)

Bolsena - Chiusi

60 km, 1.000 Hm

Eigentlich soll der Urlaub heute noch nicht zu Ende sein. Wir wollten eine anspruchsvolle Hügeltour nach Citta della Pieve fahren, tags drauf unserem geliebten Cortona noch eine Aufwartung zumachen und danach mit dem Nachtzug von Chiusi aus nach hause fahren. Dass wir abends völlig improvisiert in den Zug gestiegen sind, lag einerseits am dem wettermäßig wieder üblen Tag, andererseits aber auch an unserer inneren Zermürbtheit, sich mit diesem leidigen Problem nicht weiter beschäftigen zu müssen. Wir hatten die wesentlichen Ziele trotz der widrigen Bedingungen erreicht und wollten uns den letzten Tag nicht noch vermiesen. Wir sind also über die Hügel an Orvieto vorbei, bis vor Chiusi gefahren, wo es zum zweiten Mal wirklich schwer gewitterte. Die Strecke ist nicht nachfahrenswert, wir standen stundenlang mit großem landwirtschaftlichem Gerät in einem Carport unter... ich erspare mir die Details.